Mittwoch, 31. Dezember 2014

On the seventh day of Christmas...

...my true love sent to me:
Seven Swans a Swimming
Six Geese a Laying
Five Golden Rings
Four Calling Birds
Three French Hens
Two Turtle Doves
and a Partridge in a Pear Tree.

Den gestrigen Tag haben wir damit verbracht, die restlichen Kartons auszupacken. Einen einzigen gibt es jetzt noch, der enthält Sachen, die irgendwie in, auf und um den Schreibtisch herum müssen. Ich konnte die ganzen Kartons nicht mehr sehen. Auch für unsere riesige DVD-Sammlung hat sich eine - wenn nicht 100%ig optimale, aber - gute Lösung gefunden. Es war mir ein Bedürfnis das Chaos noch im "alten Jahr" weitestgehend zu beseitigen.

Dabei haben wir auch das Fondue-Set, ein edles Teil, das Jans Tante mal aussortiert hat, aus den Kartons gekramt und in sein neues Lager in unserem Hauswirtschaftsraum verfrachtet.



Gerade eben hatte ich die Idee: Warum machen wir morgen am "New Years Day" nicht Fondue? Jetzt stehen wir vor dem nächsten Problem. Leider haben wir keine Brennpaste. Das Problem kennt wohl jeder. In Deutschland weiß man aber, dass man in jedem besseren Supermarkt auch an Silvester noch Brennpaste bekommt (wenn man früh genug vor all den anderen dort ist, denen das ebenfalls so geht). Dass wir welche bekommen steht, denke ich, außer Frage. Die Frage ist bloß wo... Dublin City, wir kommen!

Ansonsten werden wir den "New Years Eve" gemütlich verbringen. In der Innenstadt findet seit gestern das "New Years Festival" statt. Es soll einen "Food Market" geben, heute Abend findet eine Lichterprozession statt und danach wollen wir essen gehen. Der Sekt steht auch schon kalt.

Und bei euch so? Wir wünschen euch allen einen Guten Rutsch und nur das Beste für 2015!

Dienstag, 30. Dezember 2014

On the sixth day of Christmas...

...my true love sent to me:
Six Geese a Laying
Five Golden Rings
Four Calling Birds
Three French Hens
Two Turtle Doves
and a Partridge in a Pear Tree.

Als wir 2011 unseren Urlaub in Irland verbracht haben, hatten wir natürlich keine Ahnung, dass es uns Jahre später auf die Grüne Insel verschlagen wird. Nachdem wir damals am Flughafen angekommen waren sind wir mit unserem Mietwagen in die Wicklow Mountains gefahren.

Und weil die so unglaublich nah an Dublin dran sind, haben wir kürzlich noch mal einen kleinen Ausflug dorthin gemacht.

Mittendrin in den Bergen befindet sich Glendalough, berühmt für seine Klostersiedlung. Ein sehr vertrautes Bild hat sich uns geboten, wenngleich damals alles im blühenden Rhododendron stand. Die Klosteranlage aus dem 11. Jahrhundert wird schon von weitem von dem 33 Meter hohen Rundturm dominiert. Und wenn man sich dann an alten Mauern, Kapellen und Hochkreuzen sattgesehen hat geht es weiter in die Natur. Glendalough befindet sich in einem Tal der Wicklow Mountains am Fuße zweier Seen. Zahlreiche Wanderwege bieten viele Möglichkeiten den Menschenmassen zu entfliehen. Damals haben wir das gemacht und sind einmal rund um den Oberen See (Bild rechts Mitte) herum gewandert. Dafür war es uns dieses Mal zu kalt, aber das werden wir mit Sicherheit bald wiederholen um auch den neuen Wanderführer, ein Abschiedsgeschenk aus München, gebührend einzuweihen. Es ist ja nicht weit bis dorthin...

Montag, 29. Dezember 2014

On the fifth day of Christmas...

...my true love sent to me:
Five Golden Rings
Four Calling Birds
Three French Hens
Two Turtle Doves
and a Partridge in a Pear Tree.

Stellt euch vor, ihr sitzt gemütlich im Wohnzimmer, knabbert an dem ein oder anderen Plätzchen rum und hört dabei Weihnachtsmusik. Plötzlich, nichts Böses ahnend gibt es einen lauten Knall und dort, wo euer Couchtisch - nennen wir ihn Sören - eben noch stand liegt nun ein verwirrt drein schauender Elch, die Trümmer von Sören unter sich begraben.

Wenn ihr euch das vorstellen könnt, dann habt ihr entweder eine blühende Fantasie oder ihr habt, ebenso wie wir "Es ist ein Elch entsprungen" gelesen. Seit ein paar Jahren bekomme ich in der Adventszeit allabendlich eben dieses herzerwärmende Kinderbuch von Andreas Steinhöfel vorgelesen.

Nachdem Mr. Moose, so heißt der Elch, bei einem Testflug über Irland aus der Kurve geflogen und im Wohnzimmer der Familie Wagner gelandet ist, beginnt für Bertil, von Mr. Moose liebevoll "Kleiner Junge" genannt, seine Schwester Kiki und seine Mutter Kirsten ein spannendes vorweihnachtliches Abenteuer. Mutter Wagners Emanzenfreundin, die gerne bunte Schals trägt und für die alle Männer nur "Macker" sind, Oma Wagner, die gar nicht mal so leckere Kokosplätzchen backt und gerne den ein oder anderen Kirschlikör trinkt und nicht zuletzt der Weihnachtsmann, Santa Claus, höchstpersönlich sind mit von der Partie. Als Santa Claus schließlich in der Psychiatrie landet ist das Drama komplett: Weihnachten ist in Gefahr!

Also, wenn ihr nächstes Jahr in der Adventszeit mal ein neues Buch braucht, um es euren Kindern vorzulesen, oder ein kleines Geschenk für die Nichten, Neffen und Patenkinder braucht, oder wenn ihr einfach selbst mal wieder ein schönes Buch lesen wollt, dann erinnert euch an meine Empfehlung. Der Steinhöfel darf eigentlich in keinem Bücherregal fehlen!

Sonntag, 28. Dezember 2014

On the fourth day of Christmas...

...my true love sent to me:
Four Calling Birds
Three French Hens
Two Turtle Doves
and a Partridge in a Pear Tree.

Nach Dublin zu ziehen war eindeutig die richtige Entscheidung. Nicht nur aus den naheliegenden Gründen. Mit dieser Entscheidung wurde auch endlich einer der ersten Streitpunkte, der Jan und mich seit dem ersten Moment begleitet mehr als zufriedenstellend gelöst.

Jan, Nordseekrabbe die er ist, zieht es immer ans Wasser. Egal wo wir sind, sobald es dort Wasser gibt muss er dort hin. Und mich zieht es in die Berge, eigentlich schon seit ich denken kann. Viel zu spät haben wir unsere gemeinsame Vorliebe fürs Wandern in den bayrischen Alpen entdeckt.

Und jetzt leben wir in einer Hafenstadt. Direkter Zugang zum Wasser, das Meer nur wenige Kilometer von unserer Wohnungstür entfernt. In die andere Richtung: Berge. Gut, wirklich hoch sind sie nicht, aber eben Berge.

Vor ein paar Tagen waren wir in Dun Laoghaire, eine direkt an Dublin angrenzende Kleinstadt, ungefähr 10 Kilometer von uns entfernt. Mehr als einmal die Mole runter und wieder zurücklaufen haben wir dort nicht gemacht. Es war schon ziemlich kalt, außerdem Feiertag und die ganze Innenstadt geschlossen. Aber es wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein.


Samstag, 27. Dezember 2014

On the third day of Christmas...

...my true love sent to me:
Three French Hens
Two Turtle Dove
and a Partridge in a Pear Tree.

Am dritten Weihnachtstag haben endlich alle Geschäfte wieder auf. Gestern war auch schon vieles wieder offen, aber die wirklich wichtigen Läden noch nicht. Ob Ikea und Baumärkte wirklich wichtig sind, darüber kann man sich streiten. Wenn man aber gerade umgezogen ist und all seine Möbel zurückgelassen musste, dann sind diese Läden sehr wichtig!


Und so haben wir uns heute Morgen (zum dritten Mal seit unserem Einzug) auf den Weg zum schwedischen Möbelhaus gemacht. Das Frühstück ist anders als in Deutschland, typisch irisch, aber trotzdem zu empfehlen. Und wer meinen Mann kennt, weiß wie wichtig ein gutes Frühstück vor dem Einkaufen ist.



Stunden später hatten wir alle Geschenkgutscheine (auch die in Deutschland gekauften können in Irland eingelöst werden) aufgebraucht. Alles was ins Auto reinging steht nun bei uns im Hausflur, der Rest wird morgen Vormittag (Ich weiß, morgen ist Sonntag. Verrückt, oder?) geliefert.

Ich mach mich dann mal ans Schrauben. Ob ihr es glaubt oder nicht, das ist ebenso wie Bekleidung bügeln sehr entspannend für mich!




Freitag, 26. Dezember 2014

On the second day of christmas...

...my true love sent to me:
Two Turtle Doves
and a Partridge in a Pear Tree.





Als wir vor einigen Wochen zur Wohnungssuche in Dublin waren, haben wir am Flughafen eine Werbekampagne der Bank of Ireland gesehen.

Erinnerst du dich an die Zeit, als du dachtest, nichts könnte das Puppenhaus übertreffen?

Natürlich will auch diese Bank ihre Produkte verkaufen (natürlich nur dann, wenn man einen "Proof of address" bringen kann). Aber für mich steckt auch etwas anderes dahinter. Unsere Wünsche sind gemeinsam mit einem selbst gewachsen. Längst reicht kein Puppenhaus, keine Holzeisenbahn und auch kein Schaukelpferd mehr.

Als Jan mich vor ein paar Wochen fragte, was ich mir zu Weihnachten wünsche musste ich lange überlegen. Meine Antwort hat ihn ein wenig bestürzt. Drei Dinge habe ich mir gewünscht: eine Wohnung, einen Weihnachtsbaum darin und einen Job. Alle drei Dinge habe ich bekommen (und auch noch ein paar andere Geschenke über die ich mich sehr freue). Ich bin glücklich und zufrieden. Und ich hoffe, dass es euch auch so geht!

Donnerstag, 25. Dezember 2014

On the first day of christmas...

...my true love sent to me:
A Partridge in a Pear Tree.

Wie heißt es so schön? Andere Länder, andere Sitten. Wenn man mitten im Dezember umzieht, und dann auch noch in ein anderes Land, dann fällt die Adventszeit ziemlich flach. Zuhause in München haben wir uns bis auf einen Adventskalender kein vorweihnachtliches Flair mehr gegönnt.

Im neuen Zuhause angekommen haben wir sofort die Weihnachtsdeko ausgepackt. Der Baum steht und ist festlich geschmückt. Inzwischen sind auch die Geschenke ausgepackt. Denn das macht man hier erst am Morgen des "Christmas Day". Und diese Sitte haben wir gern übernommen.

Gestern Abend waren wir in der Kirche. Ein Pluspunkt: die Kirche ist unser direktes Nachbargebäude (aber ohne lautes Gebimmel und so). Ansonsten eher befremdlich. Mal abgesehen davon, dass es eine katholische Kirche ist, war es auch noch ein Familiengottesdienst mit unglaublich vielen Kindern, dazu ein sehr leise sprechender Pfarrer. Es gab einen Ablaufflyer der für alle vier Weihnachtsgottesdienste gültig ist, in dem lustig hin und her gesprungen wurde, insgesamt wirkte es wenig herzlich und heruntergeleiert. Nächstes Jahr suchen wir uns eine protestantische Kirche.


Eine andere Weihnachtstradition haben wir nach Dublin mitgenommen. Das Essen. Wie bei Schäls, also meinen Schwiegereltern, zu Hause gab es bei uns gestern die "Weihnachtssuppe". Es war gar nicht so einfach Zutaten wie Suppenknochen zu bekommen und den Eierstich haben wir gänzlich vergessen, aber trotzdem hat es etwas Vertrautes gehabt. Professionelle Food-Fotografen mögen mir mein Bild verzeihen, aber ich möchte es euch nicht vorenthalten. Das Rezept gibt es auch.



Und weil heute die "Twelve Days of Christmas" beginnen, werde ich euch wie letztes Jahr mit meinem virtuellen Adventskalender in den nächsten Tagen unsere neue Heimat ein Stück näher bringen. 

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Die Schäls haben ein neues Zuhause

Einige Tage sind vergangen, seit wir in Irland "gestrandet" sind. Es gab seitdem einige Momente, die vorwiegend mich haben verzweifeln lassen. Aber ich fange mal am Anfang an.

Von Mittwoch auf Donnerstag waren wir auf der Fähre. Schon gegen Abend ging es los, dass ich mich nicht so richtig wohl gefühlt habe. Die See war rau, der Wind kräftig und mein Magen ziemlich bald wieder leer. Die ganze Nacht hat es geschaukelt und komische Geräusche gemacht. Vom Frühstück am Donnerstag Morgen habe ich so gut wie nichts herunter bekommen, das bisschen was ging hat meinen Ösöphagus dafür auch gleich zwei Mal passiert. Ich hatte zwar kein grünes Gesicht, aber die einzige Position in der ich mich wirklich gut gefühlt habe war eine 135°-Linksseitenlage.

Als unsere Fähre endlich angelegt hat, fühlte ich mich sehr schnell besser. Leider war es so spät geworden, dass wir nicht mehr in unsere Wohnung kamen. Also haben wir noch eine Nacht im Hotel in Bray übernachtet, einer sehr hübschen Kleinstadt 20km vor Dublin.

Freitag Vormittag hatten wir dann die Wohnungsübergabe. Unsere Wohnung ist schön. Wirklich. Sie muss zwar noch ein bisschen mit neuen Möbeln gefüllt werden, aber es wird. Einige der vorhandenen Möbel haben wir gleich umgestellt um mehr Platz zu schaffen. Unten könnt ihr aktuelle Bilder sehen. Es gibt einige Dinge, an die wir uns erst gewöhnen müssen: die Küche ist klein, in beiden Bädern gibt es keine Steckdose, die Kleiderschränke sind nur mit Stangen zum Aufhängen ausgerüstet...

Samstag und Sonntag waren wir schon bei IKEA. Ach ja, richtig: Ladenöffnungszeiten sind krass in Dublin... 7 Tage die Woche, nicht ganz rund um die Uhr. Morgen (Christmas Day) wird aber alles zum Erliegen kommen, da fährt nicht mal die Straßenbahn. Seit Sonntag haben wir auch einen Christbaum, der seit eben wunderschön geschmückt ist.

Am Montag haben wir morgens unsere PPS Nummern (Sozialversicherung-/Steuernummer) beantragt. Das war das erste amtliche Ereignis, das wir ohne Probleme lösen konnten. Anders sieht es mit einem irischen Bankkonto aus. Um eines zu eröffnen braucht man verschiedene Unterlagen, da sagt jede Bank was anderes. Man braucht jedoch immer einen "Proof of address". Und da geht das Problem erst richtig los: Als Proof of address wird eigentlich nur ein "Utility Bill", eine Rechnung eines Strom- oder Gasanbieters, akzeptiert. Um eine Rechnung von denen zu bekommen muss man aber erst einen Vertrag abschließen, für den man ein irisches Bankkonto braucht... Wie einfach wäre es mit einem Einwohnermeldeamt!? Aber auch hier sind wir auf einem guten Weg.

Montag Nachmittag hatte ich auch ein Vorstellungsgespräch bei einem Dialyseanbieter. Kurz gesagt: ich habe den Job! Eigentlich ging es nur darum, dass sie gehofft hatten, dass ich zusage. Es ist eine neue Dialyse in Drogheda, ca 50km nördlich von uns, in der ich am 05.01. als General Nurse Manager (Leitung) anfangen soll. Leider gibt es noch ein Problem mit der irischen Pflegekammer, die meine Registrierung nicht vorantreiben. Und ohne diese bekomme ich erst mal nur einen provisorischen Vertrag. Aber auch das Problem wird gelöst!

Achso, eine Sache muss ich auch noch erwähnen: Unser Umzugsunternehmen. Vereinbart war, dass sie am Freitag oder Samstag bei uns ausladen. Dann wurde der Termin auf Sonntag verschoben: wegen Sturm ausgefallene Fähren, Benzindiebe bei London und daraus resultierende Fahrzeugschäden, ... Unsere Sachen kamen Montag Abend an. Und den LKW mussten wir dann auch noch selbst mit abladen und den ganzen Kram (zum Glück mit Fahrstuhl) in die die dritte Etage schaffen. Da kann das Umzugsunternehmen mal schauen, wie viel sie uns erstatten möchten. Jedenfalls ist das auch der Grund, warum auf einigen der Fotos noch Chaos zu sehen ist. Wir sind einfach noch nicht weiter gekommen.

So, und jetzt stell ich euch mal unsere Wohnung vor. Den Grundriss habe ich selbst gezeichnet, er ist nur annähernd maßstabsgetreu, aber gar nicht mal schlecht geworden:


Blick vom Hausflur in die Wohnung (geradeaus: Gästezimmer)
Das Gästezimmer, momentan unser chaotischster Raum
Wohnzimmer, von der Küche aus fotografiert
Küche, vom Wohnzimmer aus fotografiert
Flur, aus dem Wohnzimmer fotografiert (geradeaus: Schlafzimmer)
Flur, vom Schlafzimmer aus fotografiert (geradeaus: Wohnzimmer)
Das Ensuite-Badezimmer (vom Schlafzimmer aus begehbar) 
Das Badezimmer (vom Flur aus begehbar)
Ein Schlafzimmer-Panorama

Dienstag, 16. Dezember 2014

Goodbye Deutschland

Seit meinem letzten Post sind ziemlich genau 2 Monate vergangen. Aber Abenteuer hat es bei uns einige gegeben, auch wenn ich bislang nichts darüber geschrieben habe.

Vor einiger Zeit hat Jan ein ziemlich verlockendes Jobangebot in Dublin, Irland bekommen. Lange haben wir überlegt, Familie und Freunde befragt und uns letztendlich dazu entschieden, dieses Abenteuer einzugehen.

Seit gestern sind wir offiziell nicht mehr in Deutschland gemeldet. Es war ein langer Weg bis dorthin, den wir in ziemlich kurzer Zeit relativ stressfrei bewältigt haben. Jobs kündigen, Wohnung kündigen, neue Wohnung suchen, Verträge kündigen, Adresse ummelden, Auto ummelden, in der irischen Pflegekammer registrieren (Ich werde demnächst mal einen eigenen Post dazu verfassen um anderen Auswanderwilligen meine Erfahrungen mitzuteilen),  neuen Job suchen, Möbel verkaufen, ... Und das wichtigste: von Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitskollegen verabschieden.

Auch wenn wir wissen, dass wir nicht gänzlich unbeliebt sind, waren wir überwältigt von den Emotionen, die uns entgegengebracht wurden, aber auch von den eigenen. Vorfreude auf baldige Wiedersehen in Irland und auch in Deutschland, Bewunderung für unsere Pläne und eine gewisse Portion Schwermut gemischt mit der ein oder anderen Träne haben uns in den letzten Tagen begleitet. Auch wir haben ein paar Tränen in Deutschland gelassen, freuen uns aber sehr auf das vor uns liegende Abenteuer.

Heute Morgen haben wir nach über 8 Jahren unsere Wohnung in München übergeben. Die letzten Tage waren schon sehr ungemütlich ohne Möbel und zwischen gepackten Kartons. Als wir damals nach München gezogen sind haben wir die erste Nacht bei Jans Tante und Onkel verbracht. Heute hat sich der Kreis geschlossen, auch für die letzte Nacht haben sie uns Asyl gewährt. Nach der Wohnungsübergabe haben wir die restlichen Sachen, die gestern nicht auf dem Umzugs-LKW gelandet sind, in unser Auto gepackt und sind losgefahren. Unser Zwischenstop ist Reims in der Champagne, wo wir eigentlich im Mai schon auf dem Rückweg aus der Bretagne Halt machen wollten. Dort haben wir noch einen Abstecher in die Kathedrale (in der fast alle französischen Könige gekrönt wurden) und auf den Weihnachtsmarkt gemacht. Morgen geht es weiter nach Cherbourg in der Normandie, von wo aus wir die Fähre nach Irland nehmen werden. Ab Donnerstag wohnen wir in Irland!

Auch wenn die Schäls nun bald ein neues zu Hause haben werden, eines ist gewiss: auch von dort aus werden sie die Welt weiter erkunden und hin und wieder nicht zu Hause sein.

Ein ganz großes Dankeschön noch einmal an all die lieben Menschen, die für uns Plätzchen gebacken, die uns mit Glücksbringern versorgt und die uns auf vielfältige Art und Weise gesagt uns gezeigt haben, wie viel wir ihnen bedeuten: Ihr alle seid uns in Dublin jederzeit mehr als Willkommen!

Sonntag, 19. Oktober 2014

Indian Summer (17) - Von schmerzenden Füßen und Fernsehlügen

So, der Urlaub ist nun wirklich zu Ende. Wir sitzen am Flughafen, trinken unsere Abschieds-Dr. Pepper und warten darauf, dass in einer Dreiviertelstunde das Boarding beginnt.

Wir sind diesen Tag irgendwie falsch angegangen. Ohne einen richtigen Plan sind wir losgezogen, alle noch ausstehenden Routen abzulaufen um alles Wichtige gesehen zu haben. Und so kam es, dass ich ab der späten Mittagszeit eigentlich nicht mehr so richtig Lust hatte zu laufen.


Angefangen haben wir mit dem letzten Teil des Freedom Trail, den wir gestern nicht mehr geschafft haben. Die nächste Station nach der Faneuil Hall ist das Old State aus dem 1776 die Unabhängigkeitserklärung verlesen wurde. Außerdem gab es hier mal ein Massaker, weil irgendwer irgendwen mit einer Muskete geschlagen hat. Egal, es war wohl blutig und ist ziemlich lange her. Vorbei an der Old South Meeting Hall, von wo aus die Boston Tea Party startete standen wir wieder unserem Hotel gegenüber an der Old City Hall. Der Weg führte noch an zwei alten Friedhöfen und diversen Kirchen vorbei, bis wir am Boston Common standen, einem Park der dem State Haus zu Füßen liegt. Dieser Teil des Parks wirkte auf uns nicht so richtig einladend, da er viele Obdachlose beherbergt.


Von dort aus sind wir einer Empfehlung unseres Concierges gefolgt und sind im Viertel Back Bay die Newbury Street hinuntergeschlendert. Das Viertel kennzeichnet sich durch den so genannten Second Empire-Stil: kleine, viergeschossige Reihenhäuser, hübsch anzuschauen. Sie beherbergen heute viele bekannte Geschäfte, kleine Boutiquen und nett aussehende Restaurants. An der Massachusetts Avenue sind wir umgekehrt und über die Boylston Street bis zum Copley Square zurückgelaufen. Dort befindet sich die National Library mit einem unglaublich idyllischen fast schon mediterranen Innenhof, sowie der Hancock Tower, der eigentlich der Hancock Versicherungsgruppe gehört, bei "Fringe" aber immer als FBI Building bezeichnet wird.


Von dort sind wir wieder einmal zum Charles River, haben aufs Wasser geschaut und Segler und Jogger beobachtet. Das ist fast so als hätte man selbst Sport gemacht. Das angrenzende Nobelviertel Beacon Hill haben wir natürlich auch nicht ausgelassen. Kleine hübsche Straßen und Gassen und überall Laternen. Insgesamt ist es uns ziemlich schwer gefallen, eine richtig schlimme Ecke in Boston zu finden. Boston hat uns wirklich sehr gefallen. Und jetzt muss ich mich beeilen, noch ein paar Bilder hochzuladen. Das Boarding müsste in Kürze beginnen. Wir sehen uns daheim!

Samstag, 18. Oktober 2014

Indian Summer (16) - Von klugen Köpfen und roten Fäden

Der letzte komplette Urlaubstag geht dem Ende entgegen. Und weil die Zeit drängt, haben wir heute ein mehr oder weniger straffes Programm hinter uns. Und Boston hat so viel zu bieten...

Angefangen hat unser Tag in Cambridge an der altehrwürdigen Harvard University. 1636 gegründet zählt sie bekanntermaßen zu den prestigeträchtigsten Unis der Welt. Für eine lächerliche Studiengebühr von 53.000 US-Dollar pro Jahr kann man sich in eine lange Liste berühmter Persönlichkeiten einreihen, die diese Uni hervorgebracht hat. Darunter sind 6 US-Präsidenten (auch der aktuelle), zahlreiche Nobelpreisträger und Persönlichkeiten wie Bill Gates, Marc Zuckerberg und Matt Damon. Wir waren natürlich nicht zu Studienzwecken dort sondern sind durch den Harvard Yard geschlendert, vorbei an alten Hörsälen, Studentenwohnheimen und alten Kirchen. Am Charles River haben wir Ruderer beobachtet, die dort tatsächlich in Scharen zu Gange sind. Das ganze Viertel, eigentlich eine eigene Kleinstadt für sich, wirkt schon sehr britisch. Und überall wimmelt es von jungen Leuten. Hätten die nicht eigentlich in irgendeiner Vorlesung sein müssen?


Am Nachmittag haben wir uns an die Boston Waterfront begeben. Von dort haben wir die Inner Harbor Line zum Charlestown Navy Yard genommen und haben auf der kurzen Fährfahrt einen wunderbaren Blick auf die Bostoner Skyline genossen. In Charlestown liegt die USS Constitution, das älteste noch im Dienst befindliche Kriegsschiff der USA. Sie wurde tatsächlich bereits 1797 in Dienst gestellt und hat so manche Schlacht gewonnen. Ursprünglich sollte sie Piratenschiffe im Mittelmeer bekämpfen, die gegen amerikanische Schiffe vorgingen. Nächstes Jahr kommt sie ins Trockendock und soll innerhalb von 3 Jahren renoviert. Für 217 Jahre sieht sie auf jeden Fall noch sehr gut aus.


Von dort aus sind wir weiter zum Bunker Hill Monument, einem Obelisken im ägyptischen Stil, der 1843 eingeweiht an die Schlacht von Bunker Hill 1775, die erste Schlacht im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, erinnern. Das 66 Meter hohe Monument kann über 294 Stufen erklommen werden. Haben wir natürlich gemacht. Nach oben hin wird die Wendeltreppe immer schmaler und die letzten Stufen scheinen unglaublich hoch zu sein. Und obwohl der Ausblick nur durch vier verkratzte Glasscheiben möglich ist, hat es sich doch auf jeden Fall gelohnt.


Das Bunker Hill Monument ist auch der Anfang - oder das Ende, je nachdem wie rum man läuft - des Freedom Trail, einem 4km langen Roten Faden durch Boston, der alle wichtigen historischen Orte miteinander verbindet. Und dem sind wir dann natürlich auch gefolgt. Vorbei am Copp's Hill Burying Ground, dem zweitältesten Friedhof Bostons von 1660, der Old North Church und dem Paul Revere House durch das Italienische Viertel bis zur Faneuil Hall. Ursprünglich war sie eine reine Markthalle. Auch heute noch finden in unmittelbarer Umgebung Märkte statt, im Inneren befinden sich im Erdgeschoss mal wieder, wie könnte es anders sein, Touri-Info und Souvenirshops. Weiter oben gibt es jedoch eine Meeting Hall, in der unter anderem JFK seine allerletzte Wahlkampfrede gehalten hat.


Wir haben den Freedom Trail an dieser Stelle für das Abendessen unterbrochen. Der Weg führt direkt an unserem Hotel vorbei und so können wir morgen problemlos den Rest ablaufen. Wir haben ja noch den ganzen Tag, bevor um 20:25 unser Flieger nach Hause geht.

Freitag, 17. Oktober 2014

Indian Summer (15) - Von gerichteten Hexen und neurotischen Anwälten

Die Wolken hängen tief über Salem. Es ist ein grauer, verregneter Tag. Ein perfekter Tag um ein paar unschuldige Menschen der Hexerei anzuklagen. Mehr durch Zufall sind wir bei der Lektüre unseres Reiseführers darauf gekommen, dass jenes berühmt berüchtigte Salem (B) nur wenige Meilen vor den Toren Bostons (C) liegt. Und weil wir in Glen (A) ziemlich früh losgekommen sind und sonst viel zu früh im Hotel gewesen wären, haben wir kurzerhand beschlossen dort Halt zu machen.


Wir hatten uns einiges versprochen von dieser Kleinstadt, die Ende des 17. Jahrhunderts traurige Berühmheit erlangt hat. Lange Zeit sollen die Stadtväter versucht haben, den Hexenjagd-Ruf loszuwerden. Irgendwann gaben sie auf und fügten sich ihrem Schicksal, machten gute Miene zu bösem Spiel und beschlossen letztendlich die Hexen-Vergangenheit kommerziell auszuschlachten. An jeder Ecke gibt es entweder einen Shop mit Hexen-Souvenirs und billigem Schrammel, ein Hexen-Museum oder irgendeine andere "Tourist-Attraction" - meistens alles auf einmal. Es lag auf dem Weg und war nett. Mehr aber auch nicht. Auf jeden Fall habe ich Lust bekommt, endlich mal Arthur Miller zu lesen.


Aus praktischen Gründen haben wir dann gleich unseren Mietwagen am Flughafen wieder abgegeben und sind mit der Bahn nach Boston reingefahren. Das Auto werden wir hier wegen unserer absolut zentralen Lage und horrenden Parkhauspreisen nicht mehr brauchen.


Wir haben heute nicht mehr viel gemacht, waren noch bei Macy's shoppen und anschließend in der Cheesecake Factory essen ("*knock, knock, knock* Penny"). Zwei Ziele musste ich heute aber unbedingt noch ansteuern. Es ist ungefähr 15 Jahre her, da gab es ein wöchentliches Ritual: Dienstag Abend, 22:00, VOX, "Ally McBeal" bei Freunden gucken. Wöchentlich wurde auf dem Schulhof besprochen "Ally bei mir?" Wer es nicht kennt, "Ally McBeal" war eine Serie über eine Gruppe von Anwälten, die alle irgendwie eine sympathische Macke hatten und Woche für Woche die kuriosesten Fälle vor Gericht brachten. Und eigentlich auch fast immer gewannen, dank Ally, ihrer Jugendliebe Billy, dessen Frau Georgia, den beiden Seniorpartnern John Cage und Richard Fish und natürlich der neugierigen Sekretärin Elaine. Fishismen, Neurosen und Hymnen haben uns Woche für Woche begleitet. Und obwohl die Serie in Boston spielte, gibt es wie so oft, kaum reale Außendrehorte. Wir haben beide besucht. In der Beacon Street 14 befindet sich das Gebäude, in dem Cage und Fish angeblich ihre Kanzlei haben. Leider konnten wir dort nicht hinein, obwohl es wohl einen Hinweis auf Ally auf dem Raumwegweiser geben soll. Der andere Außendrehort ist das John Adams Court House, das sowohl in der Serie als auch im wahren Leben ein Gerichtsgebäude ist.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Indian Summer (14) - Von starken Winden und edlen Schuppen

Um den Gipfel des Mount Washington ("B" in der Karte) zu erreichen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ganz sportliche Menschen können natürlich hochwandern. Wir hatten uns eigentlich auch schon eine Tour ausgesucht. Hatten. Eigentlich. Es gibt da aber auch die Mount Washington Auto Road. Das ist eine gebührenpflichtige Straße, mit deren Bau 1853 begonnen wurde. 1861 war sie fertiggestellt und existiert bis heute unverändert, mit dem Unterschied, dass man heute nicht mehr mit Pferdewagen hochfährt. Die 1400 Höhenmeter werden auf einer Strecke von 8 Meilen (~12km) bewältigt, teilweise mit einem ziemlichen Abgrund neben dem Auto. Meine Höhenangst hat sich gefreut. Der ursprüngliche Plan war hoch zu wandern und mit der Mount Washington Cog Rail, der zweitsteilsten Zahnradbahn der Welt, wieder runter zu fahren. Es sah aber so aus, als wenn man nur Rundfahrten für die Bahn kaufen kann, bei denen man nur 20 Minuten Gipfelaufenthalt hat.



Es gab aber auch noch andere Gründe für unsere Umentscheidung. Der Mount Washington gilt offiziell als der Ort mit dem schlechtesten Wetter der Welt. Ein Temperaturunterschied von 40 Grad soll jederzeit möglich sein (wobei ich hoffe, dass sie Fahrenheit meinen), das Wetter kann innerhalb von Minuten umschlagen, 1934 wurde hier mit 231 Meilen/Stunde (370km/h) der stärkste Sturm der Welt aller Zeiten registriert, und außerdem herrscht auf dem Gipfel ein arktisches Klima, dass sonst nur 600km weiter nördlich anzutreffen ist. Viele gute Gründe, das Auto zu nehmen. Als wir unten losfuhren war der Gipfel noch gut zu sehen, oben angekommen lag er in den Wolken. Zum Glück haben wir lange genug gewartet um doch noch ein bisschen Ausblick zu haben.



Anschließend sind wir im großen Bogen um die White Mountains zum Mount Washington Resort (D) in Bretton Woods gefahren. Anfang des 20. Jahrunderts gab es hier unzählige Grandhotels, alle sind mit der Zeit abgebrannt. Bis auf dieses hier. Ein historisch bedeutender Ort, denn 1944 wurde hier der Internationale Währungsfonds ins Leben gerufen. Es soll wohl mit den Jahren ziemlich verfallen sein, aber seit den 90ern erstrahlt es in neuem, alten Glanz. Der Blick von der Terrasse auf die Presidential Range (der Mt. Washington und seine Nachbarberge, die ebenfalls nach Präsidenten benannt sind) ist atemberaubend. Ich hatte schon Panik, dass man uns in Jeans und T-Shirt gar nicht erst ins Hotel lässt, aber wir würden doch sehr freundlich bedient und haben auf der eben erwähnten Terrasse Kaffee und Brownie Sundae genossen.



Einen letzten Stop haben wir dann noch im Crawford Notch State Park (E) gemacht. Dort sind wir, um doch noch ein bisschen zu wandern, zu den Arethusa Falls gelaufen. Hier fällt der Saco River 60m tief und bildet damit den höchsten Wasserfall New Hampshires. Ich muss gestehen, dass ich die knapp 3 Meilen (4,5km) lange Wanderung nicht sehr genossen habe, zumal es zwischenzeitlich auch noch zu regnen begonnen hat. Irgendwie war es aber doch schön, weil hier die Laubfärbung mal wieder besonders intensiv war. Gestern haben wir übrigens im Radio gehört, dass wir momentan den schönsten Indian Summer seit 5 Jahren haben. Ich muss das so glauben. Aber stattgesehen habe ich mich auch noch lange nicht.


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Indian Summer (13) - Von idyllischen Hafenstädten und preiswertenSchuhen

"Live free or die", so lautet das Motto des Bundesstaates, in dem wir uns jetzt befinden. Richtig, wir haben heute Maine verlassen und sind jetzt in Glen, New Hampshire.


Auf dem Weg hierher haben wir uns zuerst an der Küste gehalten um einen kurzen Zwischenstopp in Camden (Maine) einzulegen. Die Kleinstadt wurde in unserem Reiseführer besonders angepriesen, vor allem wegen ihres Naturhafen, der der größte von - ach, ich hab keine Ahnung von was - sein soll. Auf jeden Fall liegen dort ständig riesige Windjammer und es soll ein Mekka der Segler sein. Besonders lohnend ist auch, und das können wir bestätigten, der Blick auf die Stadt vom Mount Battie aus, einem 264m hohen Berg im Camden Hills State Park. Der Ort ist recht hübsch, aber das war es dann auch. Uns persönlich fehlt hier immer irgendwie so etwas wie eine Uferpromenade.


Weiter ging es nach Glen. Genau genommen sind wir wohl irgendwo dahinter und auch unser Navi hatte große Schwierigkeiten uns hierher zu navigieren. Wir sind hier im Bernerhof Inn, einem 140 Jahre altem Haus, das ursprünglich mal Schweizern gehört hat. Generell gibt es hier viele Anspielungen auf eine alpenländische Vergangenheit: Im Nachbarort gibt es Straßen wie die "Karwendall Strasse", "Linderhoff Strasse" und die "Mittenwald Strasse". Ach ja, Glen liegt übrigens in den White Mountains, einem National Forest mit einigen Bergen. Der höchste von ihnen ist mit 1927m der Mount Washington. Und da wollen wir morgen rauf!

Einem glücklichen Zufall, in dem eine Marienkäferplage eine Rolle spielt, haben wir es zu verdanken, dass wir hier noch ein Zimmerupgrade bekommen haben. Vielleicht hat es aber auch noch andere Gründe. Jan ist fest davon überzeugt, dass der Inn-Besitzer ein Auge auf uns geworfen hat. Heute Abend waren wir noch shoppen und haben es ausgenutzt, dass New Hampshire keine Sales-Tax erhebt. Bei "Clarks", unserem Lieblings-Schuhladen, haben wir uns ordentlich eingedeckt und dank undurchschaubarer Rabatte mal wieder deutlich weniger bezahlt, als wir eigentlich angenommen hatten.

Dienstag, 14. Oktober 2014

Indian Summer (12) - Von schnellen Schiffen und donnernden Löchern

Wenn die Schäls verreisen, dann wird wenig dem Zufall überlassen. Während Jan öfters gerne mal spontan wäre, liebe ich es alles genau durchzuplanen. Mit der Planung für diesen Urlaub haben wir vor mehr als einem Dreivierteljahr begonnen. Bis Jan in die Planung einbezogen wird habe ich meistens schon eine relativ konkrete Vorstellung unserer Route. So war es auch dieses Mal. Am Ende hatten wir eine DIN A4-Seite mit einer Word-Tabelle, in der für jede Nacht unseres Urlaubs ein Hotel gebucht war, und in der interessante, mögliche Zwischenhalte sowie geplante Aktivitäten eingetragen sind. Und erstaunlicherweise hält sich auch dieses Mal das Wetter wieder einmal genau an unseren Plan, so dass wir heute, wie vor fast 10 Monaten geplant, bei bestem Wetter in Bar Harbor eine Whale Watching Tour machen konnten.


Dadurch fing unser Tag ziemlich entspannt an, denn die Tour sollte erst um 12:00 beginnen. Wir mussten allerdings schon etwas früher zum Boarding dort sein und haben auf dem Weg zum Pier noch ein bisschen des historischen Ortes, der auch tatsächlich schon fast 150 Jahre alt ist, zu Gesicht bekommen. Mit einem Katamaran sind wir auf der Suche nach Walen aufs offene Meer gefahren. Dreieinhalb Stunden und 100 Meilen später und ohne einen einzigen Wal gesehen zu haben, haben wir wieder am Pier angelegt. Schön war es trotzdem und - ich bin selbst ein wenig überrascht - ich bin nicht mal sauer oder enttäuscht keinen Wal gesehen zu haben. Die Reederei bietet aber eine Wal-Garantie und so könnten wir mit unserem Ticket von heute an innerhalb der nächsten drei Jahre noch einmal eine Tour mit denen machen. Wir haben kurzzeitig überlegt, ob wir uns morgen nochmal aufs Boot setzen, aber uns dann doch dagegen entschieden.


Danach mussten wir uns beim Afternoon Tea in unserem B&B erst einmal wieder richtig aufwärmen, denn trotz des fantastischen Wetters ist es auf dem Ozean irgendwann sehr kalt geworden. Um uns gebührend vom Acadia National Park zu verabschieden haben wir dann noch die Loop Road, die wir gestern vorzeitig abgebrochen haben, komplett befahren und all die Schönheiten, wie das "Thunder Hole", genossen. An dieser einen Stelle hat das Meer eine Grotte in den Granitfelsen gewaschen. Es klingt wie ein Donnerschlag, wenn die Wellen hineinschlagen und die Menschen, die dieses Soekatkel genießen, geduscht werden.


Morgen geht's weiter und wir sind sehr gespannt, ob unsere nächste Unterkunft noch traumhafter werden kann als diese hier. Die Möglichkeit besteht...

Montag, 13. Oktober 2014

Indian Summer (11) - Von fehlenden Gipfelkreuzen und festlichenKrustentieren

Ich glaube, wir haben heute die wirklich hübscheste Kleinstadt der USA gefunden. Ach ja, richtig, wir sind zurück in den Vereinigten Staaten. Von Fredericton aus sind wir heute Morgen zeitig aufgebrochen um gegen Mittag in unserem Etappenziel anzukommen. Wir sind jetzt in Maine, der nördlichste Bundesstaat an der Ostküste und der Inbegriff von Neu-England. Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Bar Harbor auf der Mount Desert Island.


Bevor wir in unserem B&B einchecken konnten hatten wir noch ausreichend Zeit den Acadia National Park, der den größten Teil der Insel ausmacht, zu erkunden. Nachdem wir endlich das Visitor Center in Hulls Cove gefunden hatten (unser Navi war da nicht sehr hilfreich) wurde uns dort eine fantastische Wanderroute empfohlen. Es gibt eine Loop Road, die auf 27 Meilen Länge einmal durch den Park führt und an so ziemlich allen Highlights vorbeikommt. Wir sind auf dieser Straße bis "Sand Beach" gefahren und haben dort unser Auto stehen lassen. Nach einem kurzen Abstecher an den so ziemlich einzigen (oder sogar den einzigen, ich hab nicht ganz genau verstanden) Sandstrand in Maine, haben uns dem Mount Champlain zugewandt. Mit seinen 323m ist er einer der höchsten Berge der Region. Zuerst sind wir dem Bowl-Trail gefolgt, der uns zu einem höher gelegenem See geführt hat. Von dort ging der Aufstieg weiter über den South Ridge Trail. Mehrere Male dachten wir, wir hätten den Gipfel erreicht, aber immer wieder tauchte ein noch höherer "Gipfel" dahinter auf. Mit Gipfelkreuz wäre das nicht passiert. Nach dem Abstieg über den North Ridge Trail konnten wir mit einem kostenlosen Shuttlebus zu unserem Auto zurück fahren.


Danach sind wir nach Bar Harbor reingefahren. Unser Bed & Breakfast, das Primrose Inn, ist - wie es die Amerikaner sagen würden - absolutely lovely. Und auch der Ort selbst ist so kitschig, idyllisch schön, dass es fast wehtut. Ich meine das total ernst! Es gibt hier unzählige kleine Läden, die nicht nur Touri-Schrammel verkaufen. Die gibt es natürlich auch, aber daneben gibt es tolle Geschäfte mit handgearbeiteten Holzdingen aus Maine und mehrere (mindestens 2) Weihnachtsgeschäfte, in denen man ausnahmsweise keine Echten Erzgebirgs-Erzeugnisse bekommt, dafür aber Hummer in diversen Ausführungen als Baumbehang und dergleichen. Mit Hummer haben sie es hier auch, den gibt's hier an jeder Ecke. Ich hatte heute Abend welchen in meiner Seafood Noodle Bowl. Nächstes Wochenende ist die Saison hier vorüber. Dann macht hier alles dicht und die Leute ziehen nach Florida.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Indian Summer (10) - Von britischen Loyalisten und bayrischen Würsten

Ich hab es gestern schon angekündigt: Heute sind wir nach Kings Landing gefahren. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die Hauptstadt der Sieben Königslande sondern um ein wirklich schönes Freilichtmuseum 30 Kilometer vor Fredericton direkt am St John River gelegen.


In Kings Landing hat man in den 1960er Jahren angefangen alte Gebäude, die einem Staudamm-Projekt weichen mussten, neu anzusiedeln und das Leben des 18. und 19. Jahrhunderts widerzuspiegeln. Wir konnten verschiedene Wohnhäuser besichtigen, in denen aus dem Leben einiger Familien aus der Region, die dem britischen Empire gegenüber wohlgesonnen waren, berichtet wurde. Außerdem gab es viele Händler und Handwerker denen man bei der Arbeit zuschauen konnte. Das Ganze wird mit Freiwilligen, die sich hier als Statisten betätigen so richtig lebendig.


Anders als in den USA, wo Thanksgiving erst in eineinhalb Monaten gefeiert wird (4. Donnerstag im November), ist hier bereits jetzt schon Thanksgiving (2. Montag im Oktober). Diesem Umstand hatten wir es zu verdanken, dass wir im Kings Head Inn ein unglaublich leckeres Thanksgiving-Dinner bekommen haben. So richtig mit Truthahn. Unser erstes Thanksgiving-Dinner überhaupt.


Bevor wir aber heute Morgen nach Kings Landing gefahren sind, waren wir noch kurz auf dem Boyce Farmers Market in der Innenstadt von Fredericton, der hier jeden Samstag Vormittag ist. Obwohl wir eigentlich gar nichts wollten - außer gucken - hat es uns dort hin gezogen. Diese Bauernmärkte mag ich ja schon sehr. Und auch dieser hat uns außerordentlich gut gefallen. Er wirkte irgendwie nicht so richtig professionell, aber ich glaube, genau das hat den besonderen Reiz ausgemacht. Vor allem war es schwierig, überhaupt einen Parkplatz zu finden. Es schien, als sei ganz Fredericton auf den Weg zum Farmers Market. Besonders die große Anzahl von Ständen, an denen deutsche Backwaren und "bavarian style sausages" angeboten wurden, hat uns sehr verblüfft.


Nach unserem Aufenthalt in Kings Landing waren wir noch einmal in Fredericton. Wir wollten Downtown erkunden. Den Weg am St. John River, der als "The Green" bekannt ist, haben wir wegen unspektakulär schnell wieder verlassen. Danach haben wir uns auf die King St. und die Queen St. begeben, aber auch die waren kaum spektakulärer. Außerdem hatten nahezu alle Läden geschlossen. Und das an einem Samstag Nachmittag gegen 5pm. Nun gut, es ist das Wochenende vor Thanksgiving.

Samstag, 11. Oktober 2014

Indian Summer (9) - Von Highways und Zeitreisen

In diesem Urlaub werden wir insgesamt etwas mehr als 2.100 Meilen (fast 3.400km) zurück gelegt haben. Gut ein Viertel dieser Strecke haben wir allein heute hinter uns gebracht.


Montreal haben wir schweren Herzens den Rücken gekehrt und sind auf der linken Uferseite des St. Lawrence Stroms bis Quebec City gefahren. Kurz vor Quebec haben wir noch einen kurzen Stop bei einer Érablière, einer Ahornfarm, eingelegt. Dort gab es zwar relativ wenig zu sehen, aber im Gift Shop könnten wir immerhin einen Ahornsirup käuflich erwerben.

Bei Quebec haben wir die Uferseite gewechselt und waren beeindruckt von den Ausmaßen diesen Stromes. "Fluss" ist an dieser Stelle einfach nur untertrieben. Und nach Quebec wird er immer noch breiter. Leider konnten wir nirgends für ein gutes Foto anhalten.

Zwischenzeitlich sind wir dem "Chemin du Roy", dem Königsweg, gefolgt oder sind parallel dazu gefahren. Wie passend, wenn man bedenkt, dass wir morgen nach Kings Landing wollen. Ob es da irgendeine Verbindung zu George R. R. Martins Game of Thrones gibt? Das müssen wir recherchieren...

Wir waren ziemlich überrascht, als wir festgestellt haben, dass unser momentaner Aufenthaltsort, Fredericton in New Brunswick, in einer anderen Zeitzone (Atlantic Time, GMT -4:00) liegt. Und so kamen wir "noch eine Stunde" später hier an als geplant. Unser Hotel bietet dafür aber für seine Gäste Waschmaschinen an. Da haben wir das schon mal erledigt, denn sonst hätten wir morgen noch einen Waschsalon aufsuchen müssen. Also bleibt für morgen genug Zeit um sowohl Kings Landing als auch die Innenstadt von Fredericton näher in Augenschein zu nehmen.