Sonntag, 29. März 2015

Unsere Grüne Insel (10) - Little Sugar Loaf, Avoca und Powerscourt

Letztes Wochenende hatten wir fantastisches Wetter. So fantastisch, dass ich sogar meine spanische Kollegin zum ersten Mal habe lächeln sehen, als wir über das Wetter gesprochen haben. Sobald die Sonne rauskommt und kein Wind weht wird es hier richtig warm. Ein perfekter Tag also, um etwas zu unternehmen, es wäre eine Sünde daheim zu bleiben.

Unser Sonntag war also eine Mischung aus Empfehlungen von Kollegen, früheren guten Erinnerungen und Anregungen aus dem schon mehrfach erwähnten Wanderbuch "Easy walks near Dublin".

Begonnen haben wir unseren Sonntag mit einer kleinen "Bergtour". Der Little Sugar Loaf, knapp über 20km von uns entfernt, ist mit seinen 341m Höhe eigentlich kaum erwähnenswert. Wikipedia weiß zu berichten, dass er der 913. höchste Berg Irlands sei. Das, was mich daran am meisten überrascht hat, ist die Tatsache, dass es auf dieser kleinen Insel so viele Berge gibt.

Aber trotz seiner geringen Höhe weiß der Little Sugar Loaf zu beeindrucken. Er liegt zwischen dem Bray Head (ca. 240m) und dem Great Sugar Loaf (ca. 500m), der Weg ist abwechslungsreich - mal einfache gerade Wege durch Gras- und Heidelandschaft, mal ist es erforderlich über große Felsen hinaufzuklettern. Und überall blüht gerade der Ginster. Von oben hat man eine grandiose Aussicht: nach Norden hin sieht man die Bucht von Bray, die kleinen Dalkey und Killiney Hills, die Bucht von Dublin, Dun Laoghaire, die Halbinsel Howth und auch die beiden markanten Schornsteine des Dubliner Hafens sind gut auszumachen. Im Osten gibt es die irische See soweit das Auge reicht zu sehen und im Westen kann man weit in die Wicklow Mountains hineinsehen, in vorderster Front ist der Great Sugar Loaf, der angeblich oft fälschlicherweise als Vulkankegel angesehen werden soll - warum auch immer. Und obwohl der Weg auch nicht sehr lang ist, lohnt sich die kleine Tour auf jeden Fall. Auch wenn es kein Gipfelkreuz und oben keine Hütte gibt in der man ein gescheites alkoholfreies Weißbier bekommt.


Von meiner holländischen Kollegin wurde mir das Avoca-Café in Kilmacanogue wärmstens empfohlen. Und weil es auf dem Berg keine Hütte gibt, dachten wir uns, dass das ein netter Ersatz wäre. Und ich muss sagen: das war es! Da ging es zu wie am Stachus, wie man in München so schön sagt. Das Prinzip ist folgendes: ein riesiges Geschäft mit nicht ausschließlich nützlichen handgearbeiteten Dingen, eine gehobenere Lebensmittelabteilung und ein Café/Restaurant mit ausgezeichneten Speisen. Es ist vielleicht nicht das Günstigste, das man weit und breit bekommen kann aber es lohnt jeden Cent. Besonders beeindruckt hat uns mal wieder die riesige Kuchenauswahl, die es hierzulande immer wieder gibt. Nach dem kleinen Mittags-Snack haben wir noch das eigene Gartencenter entdeckt und damit war ich dann vollends begeistert. Es ist für mich wirklich ein paradiesischer Ort, der uns garantiert wieder sehen wird.


Aber ich habe mich dort im Gartencenter zurück gehalten, denn anschließend wollten wir noch zum Gartencenter von Powerscourt House & Gardens in Enniskerry fahren. Dort waren wir schon mal auf unserer Rundreise vor vier Jahren und hatten es in sehr guter Erinnerung. Im Garten waren wir dieses Mal nicht, aber das müssen wir auch bald einmal wiederholen. Dieses Mal sind wir "nur mal eben" durch das Gartencenter gelaufen, haben ein paar Pflanzen für den Balkon gekauft und uns gedacht, dass das Avoca-Gartencenter eigentlich doch noch netter war. Wie dem auch sei: gelohnt hat sich der Tag auf jeden Fall!

Freitag, 27. März 2015

Kulinarisches Irland (13) - Beef Pie

Letzte Woche habe ich mich zum ersten Mal an einen richtigen Pie gewagt. Also nicht nur einen Auflauf mit einer Haube, so wie der Shepherd's Pie oder den Fish Pie den ich vor einiger Zeit schon einmal gemacht. Dieses Mal gab es einen Beef Pie, bei dem die Zutaten in einem Mürbeteig im Backofen gegart werden. Ziemlich britisch - schmeckt aber auch in Irland hervorragend...

Beef Pie
für 2 Personen

Zutaten (Teig):
170g Mehl
75g Butter
2 EL kaltes Wasser
1 EI zum Glasieren

Zutaten (Füllung):
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
200g Roastbeef
175ml Rinderbrühe
1 Karotte
1/2 TL Mehl
1 EL Butter

1. Für den Teig Mehl und eine Prise Salz in eine Schüssel geben. Die Butter in kleine Stücke schneiden und mit dem Mehl und dem kalten Wasser zu einem geschmeidigen Teig kneten. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und für gut eine Stunden in den Kühlschrank stellen.
2. Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein würfeln, das Fleisch in kleine Stücke schneiden. Die Karotte schälen und ebenfalls klein schneiden. Dann die Zwiebeln und den Knoblauch in einer Pfanne mit der Butter andünsten, das Fleisch hinzugeben und rundherum gut anbraten. Mit der Rinderbrühe ablöschen und die Karotten hinzufügen. Das Mehl mit ein paar Tropfen Wasser glatt rühren und ebenfalls unterrühren. Alles für 10 Minuten köcheln lassen.
3. Den Teig auf etwas Mehl ausrollen, etwas für den Belag zur Seite legen. Den restlichen Teig in eine Form geben. Es gibt wundervolle Pie-Formen, leider befindet sich so eine noch nicht in unserem Besitz. Ich habe stattdessen eine gläserne runde Auflaufform genommen. Dann den Teig mit der Fleisch-Gemüse-Mischung füllen und mit dem Belag-Teig überdecken, dabei den überlappenden Teig abschneiden. In die Mitte des Belags muss man nun noch ein kleines Loch machen, damit die Hitze entweichen kann. Im vorgeheizten Ofen (180°) wird der Pie nun ca. 45 Minuten gebacken.

Dazu gab es bei uns wie so oft einen frischen, gemischten Salat. Geschmeckt hat es ausgezeichnet und ist absolut empfehlens- und wiederholenswert.

Euch allen ein schönes Wochenende. Wir haben gerade Besuch und werden das Wochenende am Meer verbringen. Aber darüber könnt ihr dann nächste Woche lesen.

Sonntag, 22. März 2015

Unsere Grüne Insel (9) - St. Patrick's Day in Dublin

Was fehlt noch nach einer Anleitung ein Ire zu werden um beim St. Patrick's Day nicht aufzufallen und einem Rezept für etwas Grünes auf dem Teller? Richtig: Bilder vom St. Patrick's Day selbst.

Auf 2,5km Länge zog sich dich Parade vom Parnell Square im nördlichen Stadtzentrum zur im südlichen Zentrum gelegenen St. Patrick's Cathedral. Um 12:00 sollte es losgehen. Wir waren rechtzeitig in der Stadt und konnten uns nahe der City Hall einen Platz in der ersten Reihe sichern. Natürlich mussten wir dafür aber auch gut eineinhalb Stunden warten, bis die Parade bei uns vorbei kam. Und es war nicht gerade warm an dem Tag.

Trotz einer großen Frau rechts von mir mit einem sehr hohen Hut, die sich permanent halb über die Absperrung gelehnt hat und den beiden Sanitäter-Mädels, die sich direkt vor uns gestellt haben hatten wir einen sehr guten Blick und konnten die vielen, sehr unterschiedlichen Gruppen die vorbeizogen sehen. Besonders überrascht hat uns die große Anzahl an US-amerikanischen "Marching bands". Aus nahezu jeder Ecke der USA war eine Band vertreten, sei es vom Chicago Police Department oder eines Schulorchesters irgendeiner abgelegenen State University. Natürlich waren auch zwei deutsche Gruppen, eine aus dem Schwarzwald und eine - dem Aussehen nach - aus dem tiefsten Bayern, vertreten. Und irgendwie mussten wir uns eingestehen, die deutsche Blasmusik klingt doch besser, vertrauter und authentischer.

Insgesamt war es eine sehr tolle Parade, auch wenn wir am Ende wirklich durchgefroren waren. Bunt, abwechslungsreich und viele tolle Kostüme. Wir freuen uns schon auf unseren nächsten St. Patrick's Day!

Ein paar Eindrücke... für größere Ansicht draufklicken!

Freitag, 20. März 2015

Kulinarisches Irland (12) - Colcannon

Diesen Dienstag habe ich über unseren ersten St. Patrick's Day hier in Dublin berichtet. Und wer aufmerksam gelesen hat, der erinnert sich, dass dieser Tag unter einem grünen Motto steht. So ist es natürlich naheliegend, dass neben der grünen Kleidung und den grünen Accessoires auch etwas Grünes auf den Teller muss. Und darum haben wir uns für Colcannon entschieden.

Colcannon ist ein Kartoffel-Kohl-Püree. Etwas, das ich kulinarisch hier ausgesprochen gut finde ist, dass wir seit wir hier wohnen jederzeit frischen Grünkohl im Supermarkt bekommen. Ich mag Grünkohl! Und all denen, die jetzt denken mögen "Iiiih Grünkohl" denen sei gesagt, frischer Grünkohl schmeckt ganz anders als der aus der Konserve. Und diesem Püree verleiht er einen ganz besonders feinen Geschmack.


Colcannon
für 3-4 Personen

Zutaten:
450g mehlige Kartoffeln
125g frischer Grünkohl
125ml heiße Milch
1/2 Bund Frühlingszwiebeln
2 EL Butter

1. Die Kartoffeln schälen und ca. 20-30 Minuten weich kochen. In der Zwischenzeit die dicken Stiele vom Grünkohl wegschneiden und die Blätter fein hacken. Den gehackten Grünkohl in einem großen Topf mit Wasser so lange kochen bis er weich ist. Je nachdem, wie fein der Grünkohl gehackt wurde, dauert das ein paar Minuten.
2. Den Kohl anschließend in ein Sieb geben und unter eiskaltem Wasser abspülen, damit er seine intensive grüne Farbe behält, und gut abtropfen lassen.
3. Den Kohl mit der heißen Milch in eine Küchenmaschine geben und solange verarbeiten, bis eine dicke, grüne "Suppe" entsteht.
4. Die Frühlingszwiebeln fein hacken und in einer Pfanne mit 1 EL Butter für wenige Sekunden andünsten bis sie weich sind.
5. Mittlerweile sollten auch die Kartoffeln weich sein. Diese abgießen, gut abtrocknen lassen und entweder stampfen oder durch eine Kartoffelpresse geben. Den Kohl sowie die Frühlingszwiebeln untermischen und mit Salz und Pfeffer würzen, die restliche Butter oben drauf geben und servieren.

Bei uns gab es "als Beilage" ein in Rosmarin und Olivenöl mariniertes Lamm-Steak. Geschmeckt hat es wunderbar und die Aromen haben perfekt miteinander harmoniert.

Wie immer: viel Spaß beim Nachkochen (auch wenn das in Deutschland mit frischem Grünkohl wohl gerade schwer wird), guten Appetit und ein schönes Wochenende!

Dienstag, 17. März 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (5) - St. Patrick's Day


Der 17. März ist der Todestag des Heiligen Patricks. Patrick ist der Schutzheilige Irlands und hat im 5. Jahrhundert gelebt. Es gibt unzählige Legenden um den Heiligen Patrick. Geboren in Wales, verschleppt nach Irland, versklavt, geflohen, zur Religion gefunden. Er hat den Iren das Christentum nahe gebracht und soll mit Hilfe des Kleeblatts die heilige Dreieinigkeit erklärt haben. Er hat Klöster, Kirchen und Schulen errichtet - eben ein Heiliger wie er im Buche steht...

Darum wird jedes Jahr der 17. März - St. Patrick's Day - als Nationalfeiertag gefeiert. In Dublin findet die weltweit größte St. Patrick's Day Parade statt, zu der jedes Jahr eine halbe Million Menschen die Straßen füllen.

Doch was braucht man nun, um in der Menge nicht aufzufallen?

Als erstes muss man überhaupt mal hinein in die Menge, nicht zur Parade gehen ist ein No-Go...



Zweitens darf grün nicht fehlen: grün ist die Farbe des Tages. Grüne Kleidung, grüne Accessoires (besonders beliebt sind Leprechaun-Hüte), ...

Klee ist auch gut. Ob nun mit Schminke auf die Wange gemalt, oder echten Klee an den Hut/die Jacke gesteckt...

Und hinterher: was trinken. Vorzugsweise Bier. Aber nicht zu viel, damit man am Schluss sagen kann "I only had a few drinks"...

Dank meiner Kollegin Carol waren wir gut ausgestattet, das Wetter war irisch-kalt, die Parade hat uns sehr gut gefallen (mehr dazu am Sonntag) und das Guinness war lecker wie immer. Ich glaube, wir sind auf dem besten Weg gute Iren zu werden!

Happy St. Patrick's Day!


Sonntag, 15. März 2015

Unsere Grüne Insel (8) - Tullamore

Letztes Wochenende waren wir mal wieder außer Haus. Unser Plan war etwas weiter weg zu fahren und irgendwo zu übernachten. Unsere Wahl fiel auf Tullamore. Warum? Ich kann es eigentlich gar nicht so genau sagen. Das Hotel war jedenfalls fast genau so schnell gebucht.



Also sind wir Samstag Morgen hier losgefahren und haben eine unserer deutschen Sitten in Irland eingeführt: In München sind wir immer, wenn wir in den Urlaub gefahren/geflogen sind zu McDonald's zum Frühstücken gegangen. Das haben wir jetzt hier auch getestet und für wiederholungsbedürftig befunden.



Bevor wir nach Tullamore gefahren sind haben wir weiter westlich von dort gelegen die Lough Boora Parklands angesteuert. Jan erzählt mir gerade, einer seiner Kollegen hätte ihm erzählt, ganz Irland, mit Ausnahme von Dublin, sei ein einziges Moor. Auf die Lough Boora Parklands trifft das auf jeden Fall zu. Die Parklands zeichnen sich vor allem durch einen extremen Torfabbau aus, der deutlich sichtbare Spuren hinterlassen hat. Seit einigen Jahren gibt es nun das Parklands Projekt, dass sich mit der Rekultivierung dieser wunderschönen Landschaft auseinander setzt. Es gibt unzählige Rad- und Wanderwege, die jeweils unter speziellen Mottos stehen und sich komplett durch das 80.000 ha große Gelände ziehen. Einen großen Teil der Parklands macht auch der Skulpturenpark aus. Normalerweise bin ich für (moderne) Kunst ja sowas von überhaupt gar nicht zu haben. Und ich muss gestehen, auch die Schautafeln zu den einzelnen Kunstwerken waren mir fast ausschließlich zu abgehoben und surreal. Einige (wenige) Kunstwerke haben aber selbst mich fasziniert (und das will wirklich was heißen): die richtigen Winkel für Fotos mussten gefunden werden, Übersichts-Fotos und Nahaufnahmen. Meine Leidenschaft für Fotografieren und wandern konnten hier so richtig ausgelebt werden.



Danach sind wir nach Tullamore reingefahren und beim Betreten unseres Hotels habe ich einen kleinen Schock bekommen. Genau an diesem Wochenende war hier eine Konferenz der Irish Heart Foundation, überall riesige Plakate von Defibrillatoren... Und das, nachdem ich am Wochenende zuvor an einem ACLS-Kurs (Advanced Cardiovascular Life Support) teilnehmen musste. Meine Kollegin, mit der ich zusammen beim Kurs war, hat sich köstlich amüsiert.

In Tullamore haben wir uns dann nach dem "Afternoon-Tea" das Tullamore D.E.W. Visitor Centre angesehen. An dieser Stelle wurde der berühmte Whiskey produziert, bevor die Produktion in den Süden nach Midleton in der Nähe von Cork verlegt wurde. Seit kurzer Zeit findet nach 60 Jahren die Produktion nun wieder in Tullamore in der im letzten Jahr neu errichteten Destillerie statt. Die geführte Tour durch das Visitor Centre hat uns beiden ausgesprochen gut gefallen. Mit Hilfe von kurzen Video-Einspielungen hat uns die Tullamore D.E.W.-Mitarbeitern einen sehr guten Überblick über die Herstellung des Whiskeys und die Geschichte des Gebäudes mit der dazu gehörenden Persönlichkeit, Daniel E. Williams (darum auch der Name), gegeben. Die Lage am Grand Canal, der Tullamore mit dem Shannon im Westen und Dublin im Osten verbindet, hat eine wichtige strategische Rolle für die Lage der einstigen Brennerei gespielt.



Ansonsten hatte Tullamore für uns persönlich nicht mehr so richtig viel zu bieten. In einem netten Pub haben wir ein gutes Abendessen genossen und den Tag bei einem Bier ausklingen lassen. Für den nächsten Tag hatten wir uns noch viele Möglichkeiten überlegt, weil es in der Gegend sehr viele (Spuk-)Schlösser und Gärten gibt. Letztendlich kamen wir aber zu dem Schluss, dass es dafür noch zu früh ist und wir lieber noch ein paar Wochen warten, bis dann wirklich alles blüht. Stattdessen haben wir einen kurzen Abstecher zu IKEA gemacht und nun auch noch die letzten Möbel für unseren Balkon gekauft. Jetzt geht es gleich auf einen Farmers Market, auf dem wir hoffentlich leckeren frischen Kuchen bekommen, den wir dann auf unserem Balkon genießen können.

Freitag, 13. März 2015

Kulinarisches Irland (11) - Muscheln in Cider-Sahne

Ursprünglich haben wir dieses Gericht zum ersten Mal letztes Jahr im Urlaub in der Bretagne gegessen. Und eigentlich ist es auch ein französisches Rezept, in dem Cidre, ein Apfelwein, verwendet wird.

Hier in Irland vertauscht man einfach die Buchstaben und erhält "Cider". Vom Prinzip her aber ein und dasselbe, nur dass der französische Cidre mehr wie ein Wein genossen und in Flaschen verkauft wird, wohingegen der englische Cider eher wie ein Bier in Dosen angeboten oder im nächsten Pub aus der Zapfanlage kommt. Irgendwo habe ich auch gelesen, dass für den Cidre eher saure und für den Cider eher herb-süße Äpfel verwendet werden. Wie auch immer: die Muscheln schmecken mit beidem hervorragend.

Muscheln in Cider-Sahne
für 2 Personen
Zutaten:
1 kg Miesmuscheln
2 EL Olivenöl
1 Zwiebel, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
200 ml Cider
1 Lorbeerblatt
100g Crème fraîche
Salz, Pfeffer
frische Petersilie, gehackt
Baguette (oder Weißbrot)

1. Die Muschelbärte abschneiden und wegwerfen. Die Muscheln gründlich putzen. Beschädigte Muscheln wegwerfen.
2. Das Öl in einem großen Topf bei mittlerer Hitze erwärmen. Die Zwiebeln darin glasig  andünsten. Den Knoblauch zufügen und kurz mitdünsten, bis die Zwiebeln weich, aber nicht gebräunt sind.
3. Cider und Lorbeerblatt zufügen. Die Flüssigkeit aufkochen und so lange weiterkochen, bis sie zur Hälfte reduziert ist. Dann die Hitze so weit wie möglich zurückschalten.
4. Die Muscheln zufügen. Den Topf gut abdecken und die Muscheln unter regelmäßigem Schütteln des Topfes 4 Minuten köcheln lassen.
5. Die Muscheln, sobald sie sich geöffnet haben, in eine große Schüssel umfüllen. Alle noch geschlossenen Muscheln aussortieren und wegwerfen. Den Rest abdecken und warm stellen.
6. Den Muschelsud durch ein feines Sieb gießen. Den Topf ausspülen und den Sud wieder hineinfüllen. Die Crème fraîche hinzugeben und die Mischung kochen, bis sie leicht angedickt ist.
7. Die Soße mit Salz und Pfeffer würzen und über die Muscheln gießen. Mit Petersilie bestreuen und mit viel Baguette zum Auftunken der Soße servieren.


Es kann eigentlich gar nicht genug Baguette sein. Obwohl wir dieses Rezept jetzt schon mehrfach gekocht haben sind wir uns immer noch nicht sicher, was besser ist: die Muscheln oder die Sauce. Das Schlimmste, was passieren kann ist, dass das Baguette aufgegessen ist, bevor der letzte Tropfen Sauce aufgetunkt wurde. 

Und dieses Rezept ist wirklich denkbar einfach. Das Zeitraubendste an der Sache ist das Muschel putzen, das hat bei mir länger gedauert als das Kochen und Aufessen zusammen. Aber es lohnt sich! Wie immer viel Spaß beim Nachkochen und euch allen ein schönes Wochenende!

Dienstag, 10. März 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (4) - Das Problem mit den Steckern

Fast jeder, der schon mal im Ausland Urlaub gemacht hat, kennt das Problem: Man braucht einen Adapter für die Steckdosen. Im Urlaub ist das eigentlich keine große Sache, nimmt man meistens ja doch bloß ein Ladekabel für das Handy und die Kamera mit.

Wenn man aber auswandert und all seine elektrischen Geräte, angefangen von der elektrischen Zahnbürste, dem Radiowecker über die Kaffeemaschine, den Staubsauger bis hin zum Fernseher und Computer mitnimmt, dann werden das schnell ganz schön viele Adapter die man benötigt.

Für den Anfang haben wir uns auch damit begnügt. Schnell, ein paar Tage vor dem Umzug, noch 15 Adapter im Internet bestellt und der Start in Irland war erst mal kein Problem. Doch schnell fängt es an zu nerven... "Ich hatte da doch noch einen Adapter - irgendwo!?"

Als unser Kühlschrank ausgetauscht werden musste (weil er auch auf niedrigster Stufe den kompletten Inhalt tiefgefroren hat) und ich dem Techniker bei der Arbeit zugesehen hab kam mir die Idee:

Wir hatten all unsere Mehrfachsteckdosen aus Deutschland mitgenommen. In jedem Elektroladen und sogar im Supermarkt (Tesco) gibt es für ein paar Euro Stecker zum Austauschen. 

Und es ist genau so einfach, wie es klingt: den deutschen Stecker von der Mehrfachsteckdose abtrennen. Das Kabel freilegen und nach der Vorlage, die dem irischen Stecker beiliegt, zurechtschneiden (es geht auch ohne Vorlage, ist dann aber mehr Gefummel). Den irischen Stecker aufschrauben. Die richtigen Kabel mit den richtigen Polen verbinden (auch das steht genau in der Anleitung). Den Stecker wieder zuschrauben. Und innerhalb weniger Minuten ist es geschafft: Eine deutsch-irische Mehrfachsteckdose, die übrigens auch in Großbritannien verwendet werden kann.

Sonntag, 8. März 2015

Unsere Grüne Insel (7) - Spaziergang durch die Nachbarschaft

Letztes Wochenende hatte ich einen Kurs. Den ganzen Samstag und den halben Sonntag, keine Zeit also für einen größeren Ausflug. Außerdem war ich ziemlich erschöpft, nachdem ich die ganzen Tage vorher schon am Lernen war und an diesen beiden Tagen dann ein sehr straffes und intensives Programm mit abschließenden Prüfungen hinter mich bringen musste.

Nachdem ich also wieder zu Hause war und wir unser Stück Kuchen vom "Wilde & Green" gegessen hatten, sind wir zu einem kleinen Spaziergang durch die Nachbarschaft aufgebrochen. Dabei haben wir mehrere Erkenntnisse gewonnen. 



Über den Seiteneingang haben wir unsere Wohnanlage verlassen und sind in Richtung "Palmerston Park" gelaufen. Das ist ein netter kleiner Park mit Kinderspielplatz, eine Erholoase inmitten des alten geschichtsträchtigen Wohngebiets Rathmines (1649 fand hier eine Schlacht in der Rückeroberung Irlands statt).

Durch Zufall haben wir dann "The Mageough" entdeckt. Dabei handelt es sich, wie wir herausgefunden haben um eine soziale Wohnanlage für ältere Menschen, ähnlich der Fuggerei in Augsburg oder dem Begijnhof in Amsterdam. Gegründet wurde die Anlage, die 37 eigenständige Ein- und Zwei-Schalfzimmer-Wohnungen enthält 1878 nach dem Willen der 1869 verstorbenen Elizabeth Mageough.

Danach sind wir an der "Church of the Holy Name" vorbeigekommen. Diese Kirche hatten wir vorher schon mehrfach von der Straßenbahn aus gesehen. Sie wirkt von außen recht imposant, war aber geschlossen, so dass wir keinen Blick hinein werfen konnten.



Und dann, eigentlich gar nicht weit von zu Hause entfernt, haben wir mal wieder eine andere Erkenntnis bestätigt bekommen. Diese Wohnanlagen hier sind nicht gerade praktisch. Meistens haben sie nur einen einzigen Zugang und in der Anlage ein verzweigtes Straßennetz. Es gibt meistens keine Möglichkeit mal eben irgendwo abzukürzen. Und darum mussten wir einen großen Bogen nach Hause zurück laufen. Auch Google Maps ist nicht immer eine zuverlässige Hilfe, zeigt es doch oft Durchgangsmöglichkeiten an, die permanent durch Tore verschlossen sind. Das Gleiche Problem hat man auch beim Autofahren, wenn man im Stau steht: man kann nicht abkürzen, wenn man in die nächste Seitenstraße fährt.

Unterwegs haben wir immer mal wieder Mauern gesehen, auf die ein "Willi" (von Biene Maja) aufgesprüht war. Was es damit auf sich hat, haben wir nicht mit Sicherheit herausgefunden. Zu Hause angekommen haben wir aber noch eine andere Erkenntnis gewonnen: noch nie haben wir zuvor in einer so schönen Nachbarschaft gewohnt.

Freitag, 6. März 2015

Kulinarisches Irland (10) - Gefüllte Hähnchenbrüste

Das heutige Rezept wird polarisieren, das weiß ich mit ziemlicher Sicherheit. Die Einen werden es lieben, die Anderen gar nicht erst ausprobieren wollen.

Wer von euch war schon mal in Irland? Und, was gab es zum Frühstück? Habt ihr euch an das "Full Irish Breakfast" herangetraut? Ich glaube, ich werde dem noch mal einen eigenen Post widmen. Einer der Bestandteile des irischen Frühstücks ist "White Pudding".

Dabei handelt es sich nicht um eine Süßspeise. Es ist eine Art Leberwurst, die der bayerischen "Blut- und Leberwurst" ähnelt, wenngleich sie durch das Hinzufügen von Brot und Haferflocken deutlich fester ist. Traditionell wird sie in gut 1cm dicke Scheiben geschnitten und gebraten. Ich mag es sehr gerne, Jan ist eher der Typ der sehr gut darauf verzichten kann. Und dennoch hat er sich darauf eingelassen, das hier zu essen

Hähnchenbrüste gefüllt mit Äpfeln und Leberwurst,
in Cider gebacken
für 4 Personen
Dauer ca. 60 Minuten



Zutaten:
4 Hähnchenbrüste, komplett mit Haut
100g "White Pudding"
1 Kochapfel (Bramley)
60g Semmelbrösel
2 EL gehackte Petersilie
1 EL gehackter Schnittlauch
250ml Cider
90ml Hühnerbrühe
60ml Sahne
Salz, Pfeffer
1 roter Apfel zur Deko

1 Die Leberwurst zerkrümeln, den Apfel schälen und fein hacken. Beides zusammen mit den Semmelbröseln und den Kräutern vermengen. Gerade soviel Cider zu der Masse geben, dass sie zusammenhält. Jetzt schon mal den Ofen auf 180 Grad vorheizen.
2 Die Hähnchenbrüste anschneiden, so dass eine Tasche entsteht, in die die Füllung hineingegeben werden kann. Klassischerweise wird die Füllung wohl zwischen die Haut und das Fleisch gegeben, das hab ich aber beim besten Willen nicht hinbekommen.
3 Die Hähnchenbrüste in einer Schicht mit der Hautseite nach oben in einen Bräter legen, der gerade groß genug ist, dass sie bequem hinein passen. Die Oberseite mit Salz und Pfeffer würzen. Den Cider und die Hühnerbrühe drumherum gießen und mit Deckel bei 180 Grad im Ofen backen.
4 Nach 30 Minuten den Deckel abnehmen und für weitere 20 Minuten backen.
5 Die Hähnchenbrüste, wenn sie gar sind, aus dem Bräter nehmen und warm halten. Die Sahne zu der Flüssigkeit im Bräter geben und auf dem Herd zum Kochen bringen. So lange kochen lassen, bis die Sauce auf ungefähr die Hälfte reduziert ist. Gegebenenfalls mit Salz und Pfeffer abschmecken.
6 Die Hähnchnebrüste mit der Sauce anrichten und mit dünnen Apfelspalten garnieren. Als Beilage haben wir Baby-Kartoffeln für 20 Minuten mit Schale gekocht und anschließend in Butter und Olivenöl angebraten.

Dieses Wochenende werden wir auswärts übernachten und Hotelfrühstück genießen. Ich bin gespannt, ob Jan nach diesem Gericht, das wir beide ausgesprochen lecker fanden, seinen White Pudding anrühren oder mir wieder unauffällig auf den Teller schieben wird. Mein nächstes Ziel wird es nun sein, ihn von Black Pudding (Blutwurst) zu überzeugen...

Wie immer wünsch ich euch allen ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Nachkochen.

Dienstag, 3. März 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (3) - Die Wohnungssuche

Ihr werdet euch wundern, warum ich für die Wohnungssuche einen eigenen Eintrag schreibe. Das kann doch eigentlich nicht so sehr anders sein als in Deutschland, sollte man meinen... Es gibt aber ein paar feine Unterschiede, wie wir festgestellt haben.

Als wir vor ein paar Monaten beschlossen haben, nach Irland zu ziehen, haben wir unmittelbar mit der Wohnungssuche begonnen. Das Internetportal www.daft.ie bietet einen sehr großen Markt an Wohnungsangeboten für ganz Irland - ähnlich wie www.immoblienscout24.de in Deutschland.

Dabei ist uns gleich aufgefallen, dass das Einzugsdatum für die meisten Angebote "immediately" oder innerhalb der nächsten Tage/Wochen liegt. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass fast alle Angebote, wie es hier und auch in Großbritannien üblich ist, möbliert sind. Wenn jemand auszieht kann also theoretisch schon am nächsten Tag wieder jemand einziehen.

Also haben wir ein paar Makler angeschrieben, Ihnen versichert wie sehr uns deren Angebote gefallen, und dass es eigentlich genau das ist, was wir suchen, aber erst in drei Monaten. Die Antwort war so ziemlich immer dieselbe: "Wir können jetzt noch nicht absehen, was in zwei, drei Monaten ist. Meldet euch noch mal zwei, drei Wochen vorher". Für jemanden wie mich, der gerne langfristig plant, ein kleines Drama...

Also haben wir geplant. Für das letzte Wochenende im November hatten wir einen Flug und Hotel gebucht. Freitag Nachmittag nach der Arbeit sollte es losgehen, damit wir uns vielleicht am Abend und den ganzen Samstag Wohnungen ansehen können. Soweit der Plan...

Ein, zwei Wochen vorher haben wir dann wieder das Internet durchstöbert und alle Makler, die übrigens immer vom Vermieter bezahlt werden, mit interessanten Wohnungsangeboten angeschrieben. Dann kam die nächste Überraschung: aus Deutschland wir es gewohnt, dass die meisten Wohnungsbesichtigungen am Wochenende stattfinden, eben weil dort alle Leute Zeit haben. In Irland nicht... Die meisten Makler arbeiten am Wochenende nicht - Wohnungsbesichtigungen mit Ausnahmen nur Montag bis Freitag.

Jan hat also kurzfristig einen neuen Hinflug gebucht und ist schon am Donnerstag Abend alleine vorausgeflogen und hat sich den Freitag alleine mehrere Wohnungen angesehen. Abends bin ich zur Penthouse-Besichtigung dazu gestoßen und gemeinsam haben wir uns am Samstag noch zwei Wohnungen ansehen können.

Zu den Mietpreisen muss ich auch noch ein paar Sätze erwähnen. Auch wenn wir die letzten 8 Jahre in München haben, haben wir doch einen kleinen Schock bekommen. In abgelegenen Gegenden Irlands mag man sehr günstige Immobilien bekommen - in Dublin nicht. Es ist wie überall: je weiter man ins Zentrum kommt, desto teurer wird es. Und generell heißt es auch, dass die südlichen Stadtteile (gerade Nummern) ein bisschen gehobener sein sollen, als die nördlichen (ungerade Nummern). Für unsere Wohnung zahlen wir etwas mehr als das 1,5fache dessen, was wir in München bezahlt haben, wobei ich dazu sagen muss, dass wir gut 10qm mehr und ein zweites Bad haben.

Achso, noch eine Sache, die hier neben kurzfristig, möbliert und teuer anders ist, ist die Sache mit dem Stauraum. Es ist absolut unüblich, wenn man in eine Wohnung zieht, dass man einen Kellerraum oder Dachboden als zusätzlichen Stauraum hat. Wir hatten schon befürchtet, dass wir einen "Self storage" anmieten müssen um all unsere Sache unterzukriegen. Dank vieler IKEA-Regale hat sich dass dann aber doch als unnötig erwiesen.

Und es gibt keine Steckdosen in den Badezimmern! Ich dachte erst, dass das nur bei uns so sei, aber eine Bekannte, die London lebt hat mir geschrieben, dass das scheinbar auf den britischen Inseln üblich ist... Die elektrische Zahnbürste steht also nun im Schlafzimmer.

Da saßen wir also nach unseren Wohnungsbesichtigungen und mussten uns entscheiden. Es war gar nicht mal so leicht. Wir haben ein objektives Punktesystem entwickelt und versucht uns danach zu entscheiden. Unser Bauchgefühl-Favorit wurde durch das Punktesystem auf Platz zwei verdrängt. Aber letztendlich ist er es, weil der Punktesystem-Favorit-Eigentümer sich für jemand anderes entschieden hat, doch geworden.



Die weitere Prozedur war auch ein wenig merkwürdig. Wir mussten eine Kaution in Höhe einer Monatsmiete an den Makler überweisen um unser "ernsthaftes Interesse" an der Wohnung zu bekunden. Darum mussten wir ein wenig auf Zeit spielen, denn wenn man sich für mehrere Wohnungen interessiert und jedem die Kaution überweist bekommt man die nicht zurück, wenn man sich dann doch gegen die Wohnung entscheidet. Als absehbar war, dass wir den Punktesystem-Favoriten nicht bekommen, haben wir sofort die Kaution an den Bauchgefühl-Favoriten überwiesen und in dieser Wohnung wohnen wir jetzt...